Ist das Kunst oder eine Sitzgelegenheit?

Ist das Kunst oder eine Sitzgelegenheit?

Eine nicht alltägliche Anfrage erhielten wir im vergangenen Jahr. Frau Bettina Marx, eine in Bonn geborene Künstlerin, suchte Stoffe die sie zu einem Kunstobjekt verarbeiten konnte.

Bettina Marx

Frau Marx ist die Förderpreisträgerin Bildende Kunst in NRW des Jahres 2015, und studierte u.a. bei Professor Cornelius Völker an der Kunstakademie in Münster. 2014 und 2015 war sie Dozentin an der Uni Paderborn mit dem Fachbereich Kunst / Textil, zwei Themen die schon immer sehr eng miteinander verbunden waren. Holen nicht nur die heutigen Textildesigner viele Anregungen aus der Kunst um neue Stoffe zu kreieren.

Das Kunstobjekt

Für Ihr Projekt wählte sie Jacquard gewebte, also in sich gemusterte Stoffe, ebenso wie solche mit Muster, ganz glatte aber auch samtige Stoffe. Entscheidend für Ihre Auswahl waren hierbei nicht Webart oder Material, sondern einzig und allein das Erscheinungsbild der Stoffe.

So ausgestattet ging Frau Marx mit unterschiedlichen Hilfsmitteln ans Werk um die Oberfläche der Stoffe zu bemalen, zu bedrucken oder auch zu bleichen. Als wir die Stoffe zur Weiterverarbeitung zurück erhielten sahen wir, dass die Künstlerin offensichtlich auch in den Wäldern des Siebengebirges unterwegs war, um mittels Baumrinde die Stoffe zu bedrucken. Die Fraßspuren des Buchdruckers, einer Borkenkäferart, sind noch gut sichtbar.
In unserer Werkstatt entstanden 10 Polster immer in der gleichen Form, jedoch in verschiedenen Größen.

Die Ausstellung

Mit dem Titel : „That’s how the light gets in“ vielen bekannt aus dem Songtext „Anthem“ von Leonhard Cohen, ist die momentane Ausstellung im Kunsthaus Kornelimünster/ Aachen überschrieben. Die Oberfläche der Dinge hat einen Sprung bekommen – ein Gedanke, der durch die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten geweckt wird. Frau Marx zeigt in dieser Ausstellung zwei Rauminstallationen, die eigens für die Ausstellung entworfenen und angefertigt wurden.

In einer der Raumarbeiten sind ihre Arbeiten ergänzend zu der vorhandenen Raumstruktur mit Kamin und Wandmalerei installiert worden. Im Raum liegen die gefertigten Polster auf dem Boden, gestapelt und arrangiert und dürfen als Werk betrachtet, wie auch als Sitzgelegenheit genutzt werden. Bücher, die die Künstlerin passend zu ihren Polstern aus der Museumsbibliothek gesucht hat, liegen auf und neben den Polstern.

Die Ausstellung ist noch bis zum 25. September 2016 zu sehen.

Fotograf: Carl Brunn

Weiterführende Informationen:
www.bettinamarx.de
http://www.kunsthaus.nrw.de/ausstellung/thats-how-the-light-gets-in-2/?parent=54